Zu gross, zu teuer oder am falschen Ort: Die Immobilienbranche baut an den Interessen der Mieter vorbei. Ein Spiel mit dem Feuer.

Wie falsch die Bauwirtschaft die Wohnbedürfnisse von Pensionierten einschätzt, zeigt eine neue Studie der Hochschule Luzern. Die Soziologin und Planerin Joëlle Zimmerli hat 227 Immobilieneigentümer, Investoren und Liegenschaftenverwalter über ihre Vorstellungen befragt. Den Aussagen stellte sie die Resultate mehrerer Befragungen von Senioren gegenüber (siehe Grafik «Was Senioren wirklich wollen», Seite 21).

«Die Wohnungsanbieter unterschätzen vor allem das Bedürfnis nach einer günstigen, gemütlichen und ruhigen Wohnung stark. Pensionierte rechnen langfristig mit einem sinkenden Einkommen. Die Wohnung soll ausserdem ein sicherer Ort sein, an dem die Mieter auch Gäste empfangen können und wo Haustiere erlaubt sind», sagt Zimmerli.

Die Wohnungsanbieter dagegen glauben, Senioren suchten ein lebendiges Umfeld, eine rollstuhlgängige Wohnung und Dienstleistungsangebote, wie sie Altersresidenzen anbieten. «Doch gerade vermögende Senioren wollen möglichst selbstständig bleiben und Entscheidungen individuell treffen. Hier haben sich die Investoren klar verschätzt. Teure Altersresidenzen finden daher kaum Mieter.»