Aus der Broschüre, Kapitel «Nutzen für die Praxis»:
Antworten auf die Fragen
Mit der Forschungsarbeit konnten über die Verknüpfung der Handlungsfelder verschiedene Fragenkomplexe beantwortet werden.
Den Lock-in-Effekt in enger Abstimmung lösen
Der Lock-in-Effekt lässt sich von der Wohnungswirtschaft mit einem auf die Bedürfnisse von älteren Menschen abgestimmten Paket von Sensibilisierung, Wohnungsangebot, Vermarktung und Vermietungsmanagement überwinden. Umzüge gelingen, wenn Wohnungsunternehmen ältere Menschen auf die Veränderung der Wohnsituation vorbereiten, ein passendes Angebot haben, das passende Angebot zielgerichtet für ältere Menschen kommunizieren und sie im Vermietungsprozess berücksichtigen. Fehlt ein Glied in der Kette, nimmt die Wahrscheinlichkeit für Umzüge ab.
Den vorrangigen Zugang zu bezahlbaren Wohnungen beauftragen
Die Versorgung von finanziell schwachen älteren Personen mit bezahlbaren Wohnungen auf stark nachgefragten Wohnungsmärkten gelingt, wenn Verantwortliche dem Vermietungsmanagement einen Auftrag zum Vorrang dieser Zielgruppe erteilen und wohnungswirtschaftliche Anreize darauf ausrichten. Das Vermietungsmanagement steht auf Mietwohnungsmärkten mit hoher Nachfrage unter Druck, bezahlbare Wohnungen schnell und diskriminierungsfrei zu vermieten. Sie sind eher bereit, mehr Zeit in das Erreichen von älteren Personen zu investieren, wenn sie einen Auftrag erhalten, der ihnen den Rücken freihält, wenn Abläufe nicht lange verzögert werden oder zusätzliche Ressourcen für einen höheren Aufwand zur Verfügung stehen.
Umwege nutzen, um ältere Kundensegmente anzusprechen
Zielgerichtete Maßnahmen im Kundenmanagement sind schwierig umzusetzen, wenn ältere Menschen nicht identifiziert werden können. Steigende Anforderungen an den Datenschutz und die Diskriminierungsfreiheit erschweren bis verunmöglichen es, ältere Wohnungsinteressenten, Wohnungsbewerberinnen und Bestandsmieter anzusprechen und zu erreichen. Wohnungsunternehmen agieren entweder im Blindflug mit ungerichteten Kommunikationsmaßnahmen oder können indirekte Wege über zielgruppenspezifische Vermarktungs- und Kommunikationskanäle verfolgen.
Soziale Kompetenzen aneignen
Kommunikations- und Unterstützungsmaßnahmen und das Härtefallmanagement bei Erneuerungsvorhaben brauchen in der Regel keinen altersspezifischen Fokus, sondern können auf alle Generationen ausgerichtet werden. Für die Begleitung von älteren Menschen in Erneuerungsprozessen müssen Wohnungsunternehmen in der Regel mit mehr Zeit für die Befriedigung eines erhöhten Informationsbedarfs und gegebenenfalls für die Abstimmung im familiären Umfeld rechnen. Entscheidend ist auch die Sozialkompetenz im Umgang mit älteren Mieterinnen und Mietern.
Ressourcen zielgerichtet einsetzen
Argumente für die Versorgung von älteren Menschen mit altersgerechtem Wohnraum sprechen sowohl für ein „Design for all“ als auch einen subjektorientierten Ansatz. Zentral ist der Verwendungszweck: langfristige Investitionen lassen sich besser begründen, wenn von den Maßnahmen möglichst viele, also auch jüngere Generationen, profitieren. Zusätzliche Kosten lassen sich besser begründen, wenn sie möglichst zielgerichtet wirken, also für jene mit besonderem Bedarf eingesetzt werden.